Stellungnahme Punkmare Before Xmas
Liebste Spartacus-Freund*innen & -Sympathisant*innen,
es ist schon ein paar Wochen her. Trotzdem ist es uns noch ein Anliegen, Folgendes loszuwerden:
Am Samstag, den 17.12.16, haben wir die Veranstaltung "Punkmare Before X-mas" frühzeitig abgebrochen. Wir möchten uns hier äußern zu den Umständen und Hintergründen, welche uns zu dieser Entscheidung führten, und den Gedanken, die wir uns im Nachgang dazu machten.
Dabei richten wir uns in erster Linie an all die Menschen, die gern und regelmäßig (oder auch erstmalig) bei uns ausgehen und die wir an jenem Abend um die After-Show-Party gebracht haben.
Mit einigen Einzelpersonen haben wir direkt nach Abbruch der Veranstaltung noch vor Ort gesprochen. Viele konnten unsere Entscheidung nachvollziehen. Jedoch haben wir sicherlich einige Menschen noch nicht erreicht. Aus diesem Grund sowie um Getratsche und Gerüchteküche entgegenzuwirken, schildern wir hier unsere Sicht der Ereignisse:
Auslöser des Konfliktes an jenem Konzertabend war die Tatsache, dass sich der Sänger der Band "No Exit" während des laufenden Konzertes mit provokanter Ansage in Richtung des Spartacus seiner Oberbekleidung entledigte. Er wurde im Vorfeld der Veranstaltung gebeten, das im Spartacus nicht zu tun.
Seitens der anwesenden Musiker sowie einiger ihrer Freund*innen wurde uns in diesem Zusammenhang vorgeworfen, Haarspalterei (oder wörtlich: "Szenespalterei") zu betreiben. Wir hätten uns schließlich um Größeres zu kümmern, als ein läppisches T-Shirt.
Die Größe einer Sache liegt wohl in den Augen der Betrachter*innen und ihrer Bereitschaft anzuerkennen, dass die Diskussion ums T-Shirt unmittelbar mit dem Streiten für die Utopie verknüpft ist.
Warum also kein nackter Oberkörper?
Das Spartacus will als Ort und Kollektiv auch ein Schutzraum sein, in dem Formen von Diskriminierung, Übergriffigkeit und Trigger so gut wie möglich vermieden werden. Selbstverständlich ist uns klar, dass wir dabei nicht alle individuellen Befindlichkeiten und Situationen von vornherein berücksichtigen können, dafür sind wir Menschen zum Glück zu verschieden. Jedoch haben wir uns über die Jahre anhand unserer Erfahrung und dem Austausch sowohl untereinander, als auch mit Besucher*innen, auf einen Grundkonsens geeinigt, welcher Formen von Nacktheit, ohne ausdrückliche Vor- und Nachbereitung durch den Club ausschließt.
So möchten wir Menschen, denen - oft aufgrund ihrer persönlichen Geschichte - durch die Konfrontation mit Nacktheit Unbehagen entsteht, die Chance geben, jederzeit an Veranstaltungen im Club teilzunehmen und sich dabei sicher zu fühlen.
Als Konsens gilt das gleichermaßen für Menschen vor sowie auf der Bühne.
Wir wollen hier nicht in eine Detailanalyse einsteigen. Jedoch wurde uns im Nachhinein seitens einiger Gäst*innen mitgeteilt, dass sich eine klarere Kommunikation über den Ausgang des Abends vor Ort gewünscht wurde. In den Diskussionen am Abend selbst haben wir gegenüber unmittelbar Beteiligten vielfach versucht, unsere Entscheidung für den Party-Abbruch zu erklären, sind dabei jedoch auf wenig Verständnis gestoßen. Deswegen wollen wir hier einiges noch einmal kurz darlegen.
Also warum nun gleich die ganze Party abbrechen?
Trotz kontinuierlicher Schlichtungsversuche im Gespräch gab es an dem Abend keine allgemein zufriedenstellende Lösung. Die Stimmung zwischen der Spartacus-Crew und den Künstler*innen gestaltete sich zusehends hitzig. Zugleich wurden fortwährend Beschwerden über weitere entkleidete Menschen im Club durch Gäst*innen an uns herangetragen.
Letztlich soll eine Abendveranstaltung im Spartacus allen Beteiligten einen Mehrwert an respektvollem Miteinander und Wohlfühl-Charakter bringen. Dieser Konzertabend konnte das nicht. Die einzig logische Konsequenz für uns war, die Veranstaltung nach den Konzerten vorzeitig abzubrechen.
Wir haben uns im Nachhinein bewusst entschieden, nicht in den z.T. wenig sachlichen Diskurs in den sozialen Medien zu diesem Abend einzusteigen, und stattdessen diese gebündelte Darstellung unserer Sicht gewählt.
Last but not least: Unsere Türen werden immer jenen Menschen offen stehen, die bereit sind, den Konsens des Ladens über ein rücksichtsvolles und diskriminierungsfreies Feiern mitzutragen. Das Spartacus-Kollektiv ist keine geschlossene Gruppe. Es besteht immer die Möglichkeit, ein Teil davon zu werden und den Club mitzugestalten. Auch alle, die mit uns in einen konstruktiven Diskurs über Haltungen und Handlungen gehen möchten, sind dazu stets eingeladen.
Wir können jedoch nicht all unsere Grundsätze bei jeder Veranstaltung neu diskutieren und definieren - das tun wir lieber tagsüber (und nüchtern).
Für weitere Kommunikation stehen wir selbstverständlich offen, allerdings nicht auf Facebook.
Also schreibt uns einfach an buero@spartacus-potsdam.de
In diesem Sinne… Stay aware and rave it safe!
Weitere Infos auch unter:
https://triggermedia.wordpress.com/2012/10/18/was-ist-ein-trigger-was-is...